Hygiene-Preis 2024 geht an zwei Preisträger

Mitte März wurden in Hamburg die Preisträger des Hygiene-Preises 2024 sowie der Hygieia-Medaille der Rudolf Schülke Stiftung ausgezeichnet. Der Preis ging an zwei Arbeitsgruppen aus Braunschweig und Berlin.

Die Preisträger v.l.n.r. PD Dr. Tilman E. Klassert, Dr. Cristina Zubiria Barrera, Prof. Martin Exner, Elke Lemke, PD Dr. Rasmus Leistner


Den Hygiene-Preis teilen sich dieses Jahr die Arbeitsgruppe um PD Dr. rer. nat. Tilman E. Klassert aus dem Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig sowie die Arbeitsgruppe der Charité Berlin unter Leitung von PD Dr. med. Rasmus Leistner. Sie erhielten den Preis für die Studien zur Entstehung eines Krankenhausmikrobioms und zur Umgebungsreinigung zur Vorbeugung von Krankenhausinfektionen. Im Rahmen des diesjährigen Festaktes erhielt außerdem Dr. med. Bärbel Christiansen aus Kiel die Hygieia Medaille. Mit dieser werden alle zwei Jahre Personen ausgezeichnet, die ihr Lebenswerk der Hygiene und Mikrobiologie gewidmet haben. Prof. Dr. med. Martin Exner, Vorsitzender der Rudolf Schülke Stiftung, hob in seiner Laudatio ihre Funktion als Vorsitzende der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (Krinko) besonders hervor. Christiansen habe es insbesondere verstanden, die Mitglieder bei der Erstellung hochkomplexer Empfehlungen zu motivieren. Ihre Leitung der Krinko sei ,eine wahre Meisterleistung‘ gewesen, so Exner.

Der Hygiene-Preis der Rudolf Schülke Stiftung zeichnet Personen aus, die mit ihren Arbeiten entscheidend zu Entwicklungen in der Infektionsprävention und zur öffentlichen Gesundheit beitragen. Vorstand und Beirat der Rudolf Schülke Stiftung würdigen die Leistungen mit dem auf 15.000 Euro dotierten Preis.

Die ausgezeichnete Studie der Arbeitsgruppe um Klassert trägt den Titel ‚Dynamik der bakteriellen Besiedlung und Verbreitung von Antibiotika-Resistenzgenen in der Krankenhausumgebung nach der ersten Patientenbelegung: eine metagenetische Längsschnittstudie‘. Es ist die erste internationale Studie, die sich in einem neu errichteten Krankenhaus sowohl mit der Entstehung des Krankenhausmikrobioms sowie mit der assoziierten Verbreitung von Antibiotika-Resistenz-Determinanten in der Umgebung einer Normalstation befasst.

Nach der Fertigstellung des neuen Bettenhochhauses der Charité entnahm die Arbeitsgruppe von Klassert über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten Oberflächenproben (Türklinken, Böden und Waschbecken) aus neun verschiedenen Krankenzimmern, bevor und nachdem diese erstmals von Patienten belegt wurden. Insgesamt wurden 1.547 Proben von Oberflächen und Patienten mittels Hochdurchsatz-Sequenziermethoden auf die Zusammensetzung des Mikrobioms und die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzgenen in Krankenzimmern untersucht.

Ziel der Arbeit ist es, ein tieferes Verständnis für die Struktur der bakteriellen Gemeinschaft in der Krankenhausumgebung zu gewinnen (Krankenhausmikrobiom). Das ist von entscheidender Bedeutung, um nosokomiale Infektionen zu verhindern und die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzgenen einzudämmen. Besonders bemerkenswert war dabei die Beobachtung einer hoch signifikanten Zunahme von Antibiotika-Resistenz-Determinanten auf den untersuchten Oberflächen der Krankenzimmer. Die Studie der Arbeitsgruppe bildete damit die Grundlage für weitere Studien im Rahmen des KARMIN-Projekts des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die verschiedene Reinigungsstrategien zur Prävention nosokomialer Infektionen und zur Eindämmung von Antibiotika-Resistenzgenen untersuchen konnten. Eine der Studien aus dieser Serie (Klassert et al., 2022) wurde unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung in eine Empfehlung der Krinko (Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim RKI) aufgenommen.

Man würdige die Studie auch, da sie als Ausgangspunkt für weitere Forschungsprojekte diente und das Verständnis des Mikrobioms als stabilen Bestandteil der Krankenhausumgebung und potenzielles Reservoir für Antibiotika-Resistenzgene geprägt habe, hieß es zur Auswahl.

Die Studie der Arbeitsgruppe PD Dr. med. Rasmus Leistner trägt den Titel ‚Umgebungsreinigung zur Vorbeugung von Krankenhausinfektionen auf Nicht-Intensivstationen: eine randomisierte, kontrollierte Crossover-Studie in einem Zentrum zum Vergleich von seifenbasierter, desinfizierender und probiotischer Reinigung‘. Sie ist international die erste randomisierte, klinische Untersuchung (RCT) mit dem Fokus auf der Vermeidung von Krankenhausinfektionen durch tägliche Umgebungsreinigung auf Normalstationen. Zwei etablierte Reinigungsmittel (seifenbasiert und Desinfektion) wurden mit einer neuen Substanzgruppe, den probiotischen Reinigungsmitteln, verglichen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass alle drei Reinigungsmittel bei der Vermeidung nosokomialer Infektionen auf Normalstationen in gleichem Maße wirksam sind.

Als Gegebenheiten der Studie und Voraussetzungen sah die Arbeitsgruppe ein vergleichbar niedriges Ausgangsniveau an nosokomialen Infektionen wie in Deutschland, eine Umgebungsreinigung mit hohem Standard (Vermeidung von Cross-Kontamination, Reinigung mit Microfasertüchern, hochqualitative Schulung des Personals) und eine sehr gute Händehygiene-Compliance. Probiotische Reinigungsmittel sind bereits weltweit in der Infektionsprävention in Krankenhäusern im Einsatz und besitzen neben dem Infektionsschutz weitere Eigenschaften, die sie für das Gesundheitswesen interessant machen. Hervorzuheben sei dabei die besondere Umweltverträglichkeit und der durch bakterielle Reinigungsmechanismen langanhaltende Reinigungseffekt, insbesondere auch auf Biofilm, hieß es. Man habe die Studie ausgezeichnet, da sie einen Meilenstein für die Infektionsprävention in Krankenhäusern darstelle, hieß es von der Stiftung.

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